23.08.2005 Delhi Flughafen, 28.Juli, 01:30 Uhr: Unübersehbar mit riesigen Kartonboxen und farbigen Ortliebtaschen beladen erschienen unsere vier schweizer Freunde am Ankunftsterminal. Zusammen mit Andreas Gerig, Corinne Bosshard, Karin Berner und Sue Aeppli möchten wir unsere Reise nach Ladakh im indischen Himalaya fortsetzen. Bereits am folgenden Tag fuhren wir mit dem Bus nach Manali. Nach langen Diskussionen bekamen wir erstens unsere reservierten Sitzplätze und durften zweitens unseäder aufs Dach laden. Im früheren britischen Sommerferienort fanden wir die langersehnte Abkühlung von der drückenden Monsunhitze und konnten uns auf die kommende Streckevorbereiten.
Am 31.Juli radelten wir bei Nieselregen dem ersten Pass entgegen. Der zweitägige Anstieg auf den Rothangla (3975m) erwies sich für die vier Neuankömmlinge als hartes Training, während wir von unseren zahlreichen Kilometern in den Beinen profitieren konnten. Der Rothangla fungiert klimatisch als Wetterscheide, welche den vom indischen Subkontinent heraufziehende Südwestmonsun abhält. Durch das trotzdem noch relativ grüne Lahaul Tal erreichten wir nach drei Tagen dessen Hauptort Keylong. Dort konnten wir unsere Batterien bei einem Ruhetag und gutem Essen wieder aufladen.
2000 Höhenmeter und zwei Tage später, schlugen wir unsere Zelte auf der Passhöhe des beinahe 5-tausender Baralachala auf. Die Strasse über den Pass ist in einem extrem schlechten Zustand. Hier ist Strassenbau reinste Handarbeit, vom Steine zerhacken bis zum Asphaltieren. Die Leute kommen zumeist aus dem armen Bundesstaat Bihar, um sich hier für ein paar Rupien zwischen qualmenden Rauchwolken abzuschuften. Mit diesem Pass haben wir die grosse Himalayakette überquert.
Unser nächster übernachtungsort war das von Nepalesi geführten Zeltdorf Sarchu. Obwohl unten im Tal, liegt es immer noch auf 4400 Meter über Meer. Erstaunlicherweise hatten wir bisher alle keine Anzeichen von Höhenkrankheit, ausgenommen Sue's Magenverstimmung. über die 21 Kehren der Gata Loops erreichten wir unseren ersten und schönsten Pass über 5000 Meter. Der Nakeela liegt unmittelbar vor dem 50 Meter höheren Lachalungla. In der Senke dazwischen campierten wir an einem der spärlichen Rinnsale. Trotzdem reichte das eisige Wasser für eine grosszügige Körper- und Kleiderwäsche aus. Bei einer Niederschlagsmenge von nur 200 mm pro Jahr ist das Leben hier nur entlaäche möglich. Am nächsten Tag hatten wir nur noch 300 Höhenmeter vor uns, bevor wir durch eine eindrückliche Felsenschlucht ins Zeltcamp Pang gelangten. Für die nur 30 Kilometer brauchten wir fast fünf Stunden. Die atemberaubende Landschaft zwang uns zu unzähligen Fotostopps. So karg die Natur hier ist, ältig ist der Farben-und Formenreichtum der Gesteinsformationen.
Mit Rückenwind und total über 70 Liter Wasser im Gepäck überquerten wir die sonst wasserlose Moore-Hochebene und gelangten schliesslich über eine ziemlich mühsame Sandpiste zum salzhaltigen Tso Kar Lake. Statt wie geplant hier einen Ruhetag einzulegen, verliessen wir die die windige, staubige Gegend bereits am nächsten Tag und überquerten den zweithöchsten befahrbaren Pass der Welt, den Tanglangla mit 5328 Meter. Hier bildet die Zanskarkette das Tor zu Ladakh und in der Ferne wurde das Karakorumgebirge sichtbar.
Die für diese Höhenlagen hervorragende Strasse führte uns erneut hinunter ins Tal des
Indus, dessen Lauf wir schon in Nordpakistan gefolgt waren. Kurz vor Leh legten wir nochmals einen Ruhetag ein, um das imposant auf einem Hügel gelegene Kloster in Thiksey anzuschauen. Bei Sonnenaufgang besuchten wir die buddhistische Morgenmeditation der Mönche, welche leider durch das respektslose Verhalten einiger Touristen erheblich gestört wurde.
Am 12. August erreichten wir schliesslich das extrem touristische Leh. Der Anfängliche Kulturschock verdauten wir mit Holzofenpizzas und dem zahlreichen Tortenangebot der Bakeries. Nach fünf Tagen Schlemmerei bezwangen wir mit neuer Kraft in den Beinen den abgeblich höchsten Pass der Welt. Gerüchten zu Folge ist der mit 5606 m.ü.M. angegebene Kardung La aber mindestens 300 Meter tiefer, was auch unsere eigenen Messungen und das vielsagende Schmunzeln des Militäätigte.
Leider sind auch im hohen Norden Indiens die Hygienezustände der Restaurants nicht über alle Zweifel erhaben. Nachdem wir uns in Magenverstimmungen abgewechselt haben, wagten wir uns trotzdem auf eine dreitägige Jeeptour zum tiefblauen Tso Moriri Lake nahe der tibetischen Grenze. Der See ist ein Paradies für unzählige Zugvögel, die den Weg über die hohen Berge gefunden haben.
Für Martin ist die Reisezeit nach sieben Monaten leider vorbei. Er fliegt am 24. August zurück in die Schweiz und freut sich auf gutes Essen... Corinne, Andreas, Sue, Karin und Sibylle verbingen die nächsten Tagen auf einem Trek im Markha Valley.
Rückblickend freuen wir uns, dass wir seit unserem Start in Beijing keinen einzigen (!) Plattfuss zu flicken hatten und die ganze
Ausrüstung den Strapazen standgehalten hat. Für die zahlreichen Gästebucheinträge danken wir ganz herzlich!
Strecke...