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Asien 2010/11
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China West

 

Nach nur zwei Tagen in Kirgistan sind wir in der westlichsten Stadt Chinas angekommen. In Kashgar erholen wir uns von den letzten zwei Monaten in Zentralasien und planen unsere Weiterreise. Entlang dem nördlichen Rand der Taklamakan-Wüste fahren wir in die Oasenstadt Turpan. Mit genügend Wüstenkilometern unter den Reifen nehmen wir den Zug und erreichen damit den Fuss des osttibetischen Plateaus. Nun geht es wieder in die Berge und Richtung Süden.

 
Die historische Altstadt wird in ein Freiluftmuseum umgebaut...

12. September 2010 Kaum zu glauben! Nach 157 Tagen und 7'250 Kilometern auf dem Velo sind wir in China angekommen. Dabei haben wir während 450 Stunden im Sattel über 50'000 Höhenmeter zurückgelegt, hunderte Liter Wasser getrunken und abends kiloweise Pasta gegessen. Nach der eintönigen Speisekarte in Usbekistan und Tajikistan erscheint uns China wie ein Schlaraffenland: Einige Meter nach der Grenze essen wir unser erstes feines chinesisches Essen.

 

Nun zu siebt unterwegs fahren wir die letzten 240 Kilometer nach Kashgar. Der Gegenwind bringt uns bereits die ersten Vorboten der Wüste Taklamakan; der Himmel ist staubig trüb und die Temperaturen steigen auf über 20 Grad.

 

Kashgar hat sich seit unserem letzten Besuch vor fünf Jahren extrem gewandelt. Da, wo wir damals in kleinen Garagen Öl für unsere Ketten gesucht haben, stehen jetzt riesige Geschäftshäuser am breiten Boulevard, statt rauchende Motorräder flitzen tausende lautlose Elektro-Scooter durch die Strassen und die Supermärkte haben gigantische Ausmasse angenommen. Von der mystischen Stadt an der alten Seidenstrasse ist nicht viel geblieben. Und das wenige Alte, das noch steht, wir nach und nach dem Erdboden gleich gemacht. Ein Teil der Altstadt wird jetzt gar "auf alt" neu gebaut und in eine Freiluftmuseum umgewandelt. Geblieben sind aber die Leute. In den Quartieren der Uiguren herscht geschäftiges Treiben wie eh und je.

 

Hier schlagen wir nun unsere Bäuche voll und Sibylle frischt dabei ihre Chinesisch-Kenntnisse auf. Zudem ist Waschen und Velounterhalt angesagt. Und nicht zu letzt planen wir unsere Weiterreise.

 

Wie geht's weiter?

 

Unser Visum gibt uns drei Monate Zeit, in einem Land, das 230 mal grösser ist wie die Schweiz. Unser Plan sieht in etwa so aus: Tibet liegt zur Zeit aufgrund der politischen Lage definitiv nicht drin. Zusammen mit Andi strampeln wir also möglichst zügig die nördliche Umfahrung der Taklamakan ab. Anschliessend wollen wir nochmals in die Berge Osttibets, bevor wir dann in den südlichen Provinzen rumkurven. Anfangs Dezember wollen wir dann in Richtung Laos das Land verlassen. So wenigestens der Plan.

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Raus aus der WÜste - rein in die Berge!
uigurischer Friedhof mitten in der Wüste

3. Oktober 2010 Der große Sprung nach vorn war einst Mao Zedongs Plan zur schnellen Industrialisierung Chinas. In unserem Fall bedeutet dies nun: Raus aus der Wüste - rein in die Berge! Und die vorerst letzte grosse Etappe Richtung Osten, der Sonne entgegen.

 

Zeltplatz am Rande der Taklamakan Wüste

Kashgar. Wie weiter? Nord- oder Südroute? Für die Südroute sprechen verkehrsarme Strassen und "richtige" Wüste mit Sand und allem drum und dran. Für den nördlichen Rand der Taklamakan spricht eine parallel verlaufende Bahnlinie und Dörfer mit Restaurants. Letzteres ist das überzeugende Argument und wir starten tags darauf. Zusammen mit Andi Seidel (Andiontour) wollen wir entlang der nördlichen Seidenstrasse in die Oasenstadt Turpan fahren. Wie erwartet treffen wir auf perfekte chinesischen Strassen. Dies ist aber schon bald das einzige Highlight. Hunderte Kilometer Kieswüste, rechts im Dunst das Nichts, links im Dunst die erste karge Gebirgskette des Tian Shan. Und meistens Gegenwind. Nach einigen Stunden treffen wir jeweils auf ein Strassendorf, essen Nudeln und tanken Wasser. An Tag 4 ist der Wind so stark, dass wir gerne das Angebot von ölsuchenden Geoingenieuren annehmen und in ihrem Wohn-Lastwagen bis in die Grossstadt Aksu mitfahren.

 

Aksu ist eine typische moderne chinesische Kleinstadt mit einer guten halben Million Einwohner, und allem was unsere Mägen begehren. Die Hotelsuche wird allerdings zu einem längeren Unterfangen: In den normalen Binguans sind Ausländer nicht zugelassen und wir werden immer wieder an Oberklassehotels mit riesigen polierten Lobbies verwiesen. Nicht gerade das, was wir als verstaubte Velofahrer suchen. Aber nach einer ausgiebigen Stadtrundfahrt finden wir doch einen super Dreierzimmer für gerechte 30 Stutz. Die heisse Dusche, die saubere Bettwäsche und das Internetkabel gefallen uns so gut, dass wir gleich noch eine Nacht anhängen. Quasi aus Ausgleich dazu nehmen wir für die nächsten 500 Kilometer nach Korla den Bus. Zum Glück, wie sich herausstellte: Fast auf der gesamten Strecke wird gebaut. Busfahren kann auch anstrengend sein...

 

In vier Tagen radeln wir nach Turpan. Die Strecke wird nun interessanter und bekommt eine dritte Dimension: Es gilt endlich mal wieder einen Pass zu erklimmen. Die Höhe von knapp 1900 Meter ist zwar nicht gerade beindruckend, die Abfahrt durch ein Labyrinth von Bergen und Schluchten runter ins Turpanbecken bis auf -80 Meter ist wohl eine der längsten, die wir je gefahren sind. Tupan ist eine ländliche Oasenstadt und wird zum grössten Teil von muslimischen Uiguren bewohnt. Lebensgrundlage ist der Tourismus und vorallem die Unmengen an Trauben, die zur Zeit gerade geerntet und in speziellen Ziegelbauten zum Trocknen aufgehängt werden. Wir ruhen uns hier vorallem aus, essen viel und besorgen uns ein Bahnticket, welches uns an den Südrand der Wüste Gobi bringen soll. Wir haben definitiv genug eintönige Landschaft gesehen und wollen nun so schnell wie möglich in die Berge.

 

Die Zugfahrt ist erstaunlich angenehm und unkompliziert. Die Velos schieben wir am Bahnhof wie selbstverständlich durch sämtliche Sicherheitsschranken und bringen sie vor dem verdatterten Schaffner direkt in den Schlafwagen. Erst als schon alles drin ist, bringt er ein simples "no" raus. Zu spät. Am nächsten Morgen und 1'100 Kilometer weiter treffen wir ausgeschlafen in Zhangye ein. Eine moderne chinesische Stadt, deren Hauptattraktion ein 34 Meter langer liegender Buddha ist.

 

 

Die folgenden drei Tage fahren wir praktisch ausschliesslich hoch und erreichen über einen 3'685 Meter hohen Pass die Provinz Qinghai und damit das osttibetische Plateau. Mit den Bergen und der Höhe ist es vorbei mit angenehmen Temperaturen; eisiger Regen und Schneegestöber in Abwechslung mit Sonnenschein bestimmen das Wetter. Nachts gefriert das Kondenswasser im Aussenzelt, klamme Finger und eisige Zehen gehören zu ständigen Begleitern. Durch frisch verschneites Grasland und über weitere ebenso hohe Pässe kommen wir in die erste chinesische Millionenstadt Xining.

 

Hier tun wir was gemacht werden muss: Duschen, Wäsche waschen, Shoppen. Und wir frönen unserem grössten Hobby, dem Essen. Nebenbei gilt es, die weitere Route zu planen. Wir machen nun eine scharfe Rechtskurve in Richtung Süden. Nicht mehr der Sonne entgegen, sondern in die wärmeren Gegenden Südchinas. Mit diversen Karten, auf denen die Strassen immer etwas unterschiedlich eingezeichnet sind und mit Google Earth beurteilen wir verschiedene Varianten bis Chengdu, rund tausend Kilometer südlich von hier. Für die Strasse 214 spricht die einsamere Landschaft, hohe Pässe und das voraussichtlich bessere Wetter. Dafür liegt die durchschnittliche Höhe mit deutlich über 4000 Meter rund tausend Meter höher als bei der weiter östlich liegenden 213. Dies bedeutet auch entsprechend eisigeren Temperaturen um den Gefrierpunkt und dem Risiko von grösseren Mengen Schnee. Wollen wir wirklich drei Wochen frieren? Nein, finden wir, und wir entscheiden uns für kleinere Strassen parallel zur 213. Es ist leider definitiv zu spät, um in grossen Höhen Velo zu fahren.

 

 

 

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 Zentralasien Osttibet 
 
 © weitweg.ch | letzte Aktualisierung: 15.11.2011